Dies Ludi 2023

Tage (und Nächte) der Spiele: Von überraschenden Odem-attacken, fluffigen Schaumstoffpistolen und engagierten Pixelschubsern

Der Moddermaster rief und (fast) alle kamen! Wohin? Natürlich zum mittlerweile siebten „DIES LUDI – Tage der Spiele“ im bewährt-gemütlichen Übernachtungshaus im überaus beschaulichen (so beschaulich, dass Parkplätze echten Seltenheitswert haben) Reinhartshofen. Diese mehrtägige Spiele-Convention steht dabei in der langen Tradition der Veranstaltungen, die schon im Jahr 1987 mit der ersten „Roll- & Die“-Convention in Aichach-Oberwittelsbach begannen, das dann 1991 mit dem „CON DER LANGEN SCHATTEN“ fortgeführt wurde. Zwischendurch und mittendrin gab es dann noch die legendär-schaurige (und vor allem einmalige) „Freak Night“, aus der wiederum das spaßige „Weichei-Weekend“ hervorgegangen ist, das ebenfalls bereits mehrmals in Reinhartshofen stattgefunden hat. Und anschließend kam schließlich „DIES LUDI – Tage der Spiele“, das uns als bekennende Spielefans hoffentlich noch lange erhalten bleibt …

 

Übrigens wird es bis zum nächsten Treffen im „Theodor Lembert“-Haus dann endlich einen farbenfrohen Bildband zu diesen Events geben. Ganz im Stil des schönen „CDLS“-Bildbandes, zum immer wieder gern (an)sehen. Seid schon mal gespannt darauf!

Aber jetzt zurück zur eigentlichen Convention: Wir trafen uns diesmal bereits ab Donnerstag am somit verlängerten Wochenende vom 23. bis 26. März, weil wir vergangenes Jahr – als unser Spieletreffen nach seiner Zwangspause durch die Pandemie endlich wieder voll durchstarten konnte – ganz eindeutig feststellen mussten, dass „nur“ ein Wochenende einfach viel zu wenige Stunden hat, um unter Gleichgesinnten so richtig ausgiebig zu zocken. Ganz folgerichtig rückte dann unser Orgateam (wieder bestehend aus Christoph, Jean-Paul, Ralf und mir) am Donnerstag an, um das Conhaus auf den Ansturm der BesucherInnen vorzubereiten. Klar, wir betreiben bei „DIES LUDI“ nicht so viel Aufwand wie bei seinem „großen Bruder“, dem „CON DER LANGEN SCHATTEN“, aber gewisse Dinge wollen eben vorab in Ruhe erledigt werden; darunter u. a. das Herrichten der Ludothek mit ausgewählten Spielen sowie des „Bring & Buy“-Angebots, das (vor allem in diesem Gebäude) immer wieder lustige „Pseudo-“Tetris mit den Tischen und Stühlen, sowie die üblichen Con-Einkäufe. Da ich seit dem Neustart im vergangenen Jahr für mich einfach so beschlossen habe, dass ich selbst in meiner Funktion als Veranstalter immer noch auf einer Convention bin und eben nicht auf der Flucht, gehen wir es seitdem möglichst etwas entspannter an – denn auch die ehrenamtlichen Organisatoren wollen schließlich ihren Spaß … Einige Zeit später trafen dann die ersten Gäste ein und trafen gut gelaunte, nicht gestresste Organisatoren an, die direkt mit den Spielen loslegen wollten (und konnten). 

 

Diesmal waren vor Ort schon wieder mehr TeilnehmerInnen anwesend als vergangenes Jahr, selbst wenn uns – was natürlich immer wieder ärgerlich ist – erneut einige Personen so kurzfristig versetzten, dass wir bis zum Ende der Veranstaltung nicht wussten, warum sie eigentlich nicht aufgetaucht waren. Das ist schade, denn weniger Leute heißt eben zumeist weniger Spielspaß – zumal wir uns ja oft in dieser Konstellation nur ein, zweimal im Jahr sehen. Ich hoffe echt, dass sich das irgendwann noch mal einrenkt, da „fehlende“ SpielerInnen nun einmal leider die Plätze für jene belegt haben, die ansonsten noch mit Würfeln, Pöppeln und Karten jongliert hätten. Aber das sind wohl die ewig gleichen Leiden eines Converanstalters.

 

Genug gejammert, wieder zum diesjährigen „DIES LUDI“: Es wurde nicht lange gefackelt, sondern gleich losgespielt. Dabei zeigte sich erneut der Vorteil dieses Congebäudes, denn im Erdgeschoss bietet es genügend „Spielraum“ in Form von mehreren unterschiedlich großen Zimmern, während sich im oberen Stockwerk alle Schlafräume befinden. So kann unten die Nacht durchgespielt oder -gequatscht werden, ohne dass die SchläferInnen oben allzu sehr gestört werden. Aber halt, fast hätte ich es vergessen: Bevor es so richtig losgehen konnte, durfte ich mich mit David – der erneut einen witzigen Hausplan inklusive Moddermonster gezeichnet hat – noch an die Benennung der verschiedenen Räumlichkeiten machen. So kam es, dass z. B. der kleine Nebenraum zur „Spielhölle“, der Speisesaal zum „Spielsalon“ und das größte Zimmer zum „Zockerpalast“ wurde. Im Obergeschoss gab zwar nur vier sogenannte „Schlummerkojen“, dafür waren wir ganz besonders stolz auf den Begriff „Knecht-Verschlag“ für das Zimmer, in dem die Mitorganisatoren Christoph und Jean-Paul schliefen … Auf jeden Fall konnte man sich anhand dieser schönen Hauspläne ganz sicher nicht im Gebäude verlaufen und hatte so auch noch was zum Schmunzeln.

 

Gespielt wurde bereits am ersten Abend ganz ordentlich, so lief z. B. flugs eine „Fluxx“-Partie vor einer im Gegensatz dazu eher langen „Nemesis“-Runde, Julia stellte ihr selbst entwickeltes „Goblin Quest“ bei einer ersten Proberunde vor und wir versuchten unser Glück beim legendär-kultigen „Warhammer Quest“ (Namensähnlichkeiten sind natürlich rein zufällig). Dabei zeigte letzteres Spiel mal wieder seine absolute old school-Tödlichkeit und ich höre schon wieder mahnende Stimmen in meinem Hinterkopf, die sagen: „Aber das kann man heute nicht mehr so machen ...“ Denn wir schafften es mit unserer Abenteurergruppe nicht mal über den ersten Korridor hinaus, den wir betreten haben, bevor wir von wahren Horden von Orks, Skaven und Ratten abgeschlachtet wurden. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – war es natürlich ein großer Spaß!

 

Im kleinen Nebenraum wurden zwischenzeitlich fleißig Zombies bei „Zombicide“ (der Western-Variante) geschnetzelt: „Hey Blonder, weißt du, was du bist?!“ Außerdem liefen noch einige weitere Spielrunden, von denen ich aber aufgrund eigener Aktivitäten nicht wirklich viel mitbekommen habe. Hier helfen aber bestimmt die Fotos weiter, die ich während der Veranstaltung erneut brav geknipst habe; ich bitte den fehlenden künstlerischen Anspruch und die teilweise nicht so dolle Qualität zu entschuldigen, aber wie gesagt ist das für mich zumindest teilweise eher eine lästige Pflicht, um hinterher überhaupt noch zu wissen, was eigentlich vor Ort alles abgelaufen ist (was dann auch dem Conbericht zugute kommt, denn nach einigen lecker Metbier wirkt ansonsten alles ziemlich verschwommen). Für alle jene, die im Laufe des Abends dann vielleicht doch leicht hangry wurden, sorgte Ralf erneut mit der von ihm betreuten „Pizza-Pipeline“ erneut dafür, dass niemand verhungern musste und sich voll und ganz aufs Spielen konzentrieren konnte.

 

Der Freitag startete mit einem recht üppigen Frühstück, das wie üblich im Conbeitrag enthalten war. Kaffee und Tee (und bisweilen Kakao) flossen quasi in Strömen – und sind auf der Veranstaltung stets kostenfrei erhältlich. Ein kleiner Zwischenfall sorgte dabei für großes Aufsehen, als ein – wir nennen keine Namen – Mitorganisator meinte, unbedingt seine vor allem aus reichlich Kaffee bestehende Odemattacke gegen eine ihm gegenüber sitzende Teilnehmerin einsetzen zu müssen. Der wahre Grund für diesen schrecklichen, heimtückischen Angriff wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, offiziell hieß es „ich musste nach einem großen Schluck niesen“. Ungeheuerlich!

 

Danach und währenddessen liefen bereits die nächsten Spielrunden an: Darunter ein schnelles „Unstable Unicorns“ sowie „Das Artemis Projekt“, während nebenan die „Magic-Maniacs“ ein paar freundschaftliche Duelle ausfochten. Ich nutzte die passende Gelegenheit dann ganz schamlos dazu, um unseren zwei „Magic“-Newbies Ade und Judith die Regeln beizubringen (inkl. Einiger geschenkter Einsteigerdecks). So muss das! Vielleicht sind sie dann ja beim Turnier auf dem nächsten „CON DER LANGEN SCHATTEN“ schon mit von der Partie?

Schau mer mal.

Einige schmökerten anschließend mit irrem Grinsen im „Grimoire des Wahnsinns“ und Rudolf leitete im ehemaligen Thekenraum – in dem sich erneut Davids kleine Ausstellung von Spielbuch-Illustrationen befand – eine Rollenspielrunde „Division X“ leitete. Und irgendwas mit kleinen Schiffchen lief auch noch … Das war wohl ziemlich „epic“.

 

Am Freitagabend schleiften wir dann Robert B. aus M. (im wahrsten Sinne des Wortes – denn er wollte sich wieder mal drücken) zur Convention, der einen interessanten Vortrag zu seinem leider nie publizierten Regelwerk „XYVER“ sowie seinen aktuellen Projekten, den opulenten Retro-Pixelbüchern, hielt. Zum Glück blieben wir hartnäckig, denn dieser Programmpunkt kam offensichtlich recht gut bei den TeilnehmerInnen an. Kurz vorher hatte Flo mit seiner „Warhammer“ RPG-Runde begonnen, die wir aber für diese Aktivität kurz pausierten und somit erst am Samstag beendeten. Das Abenteuer testete unsere die meiste Zeit über detektivischen Fähigkeiten, aber der Endkampf hatte es so richtig in sich. Christoph und ich nutzten nebenbei die Gelegenheit, um uns mal die 4th. Edition-Regeln in der Praxis anzusehen. Als unerbittlicher Hexenjäger hatte ich auf jeden Fall jede Menge Spaß.

 

An diesem Abend wurden noch fleißig „Magic“-Karten getauscht und viel gezockt, allerdings habe ich davon aufgrund meiner verantwortungsvollen Hatz auf Hexen im großen Raum leider nur recht wenig mitbekommen. Aber auch hier sagen bekanntlich Bilder mehr als tausend Worte – kurz gesagt, siehe Confotos. Und irgendwann zu deutlich fortgeschrittener Stunde wurde dann endlich mal wieder „Cash & Guns“ mitsamt seinen tödlichen Schaumstoffwummen ausgepackt und wild geballert ...

 

Der Samstag ging dann gewohnt verspielt weiter, u. a. gab es ein „DSA“-Abenteuer im Sortiment, es lief eine eiskalte „Frost Punk“-Runde (mit jeder Menge Regeldebatten) und ich versuchte mich als Inselbauer mit prachtvollen Tempeln und schnuckeligen Dörfern sowie dummerweise störenden Vulkanausbrüchen – aber ich habe echt so absolut keine Ahnung mehr, wie das Spiel hieß. Nebenzu liefen außerdem wieder einige spannende „Magic“-Kämpfe. Und irgendwann lief eine Partie „Hnefatafl“ (Gesundheit!) ab. Außerdem stand später der Programmpunkt mit einer Gesprächsrunde unter Leitung von Christoph zur neuen OGL von „Dungeons & Dragons“ an, die ja vor einiger Zeit für einen veritablen Shitstorm gesorgt hatte. Ein spannendes Thema, das vor Ort im „Zockerpalast“ erwartungsgemäß für eine recht turbulente Diskussion sorgte.

 

Im späteren Verlauf des Abends wurde es dann angenehm schauerlich, denn im kleinen Nebenraum (oder der „Spielhölle“) begann eine „Cthulhu“-Runde in den Weiten des Meeres – mit einer unangenehmen Überraschung, die zwar ausnahmsweise keine Tentakel hatte, aber dennoch absolut grauenvoll und todbringend war. Gruselige Atmosphäre pur und für einige wenige Charaktere sogar ein (mehr oder weniger) offenes Ende … fast schon filmreif.

 

Schon brach der letzte Contag an und da hieß es natürlich, noch so viele Spiele mitnehmen wie irgendwie möglich – im wahrsten Sinne des Wortes, denn der „Bring & Buy“-Stapel schrumpfte doch merklich (aber kein Wunder, bei den günstigen Preisen). Obwohl leider einige ConbesucherInnen uns schon recht früh verließen, nutzten wir „Übriggebliebenen“ auch den Sonntag noch, um eifrig zu zocken. So wurde u. a. das bizarr-traumhafte „Dreamblade“ getestet (siehe hierzu auch Davids coole Convention-Illustration samt magischem Moddermonster), bei „Shadespire“ schlugen sich die gegnerischen Gruppen (liebevoll) die Köpfe ein, am Nebentisch sorgte „The Thing“ für wohliges Schaudern sowie gepflegte Panik, eine Runde „Therapy“ kann (danach) ja sicher nicht schaden, währenddessen „Moonrakers“ die Galaxis für sich erobern (und gut dabei verdienen) wollten. Nebenbei brachte David sogar locker-flockig noch die wieder einmal ikonische, fast schon traditionelle Conzeichnung zu Papier. So verging dieser letzte Contag wie im Fluge und das Ende von „DIES LUDI – Tage der Spiele“ 2023 nahte mit viel zu großen Schritten. Nach vielen Verabschiedungen und der tollen freiwilligen Hilfe einiger Gäste beim abschließenden Großputz schlossen wir am späten Nachmittag die Türe hinter unserem verlängerten Spiele-Wochenende.

 

 

Ich fand, es war erneut eine tolle, abwechslungsreiche Convention. Spiele aller Formen und Farben gab es satt(wobei ich wie gesagt sicher nicht alle überhaupt mitbekommen habe), aber auch angeregte Gespräche (nicht nur) über unser langjähriges gemeinsames Hobby. Klar, die Zeit war immer noch zu kurz bemessen, einige Programmpunkte und Spielrunden fanden leider aus diesem Grund nicht statt, aber zum Glück steht dieses Jahr ja noch der „CON DER LANGEN SCHATTEN“ auf dem Programm – aufgeschoben ist also nicht aufgehoben. Und nicht vergessen: Nach „DIES LUDI“ ist vor „DIES LUDI“! Im nächsten Jahr findet die Convention wieder statt: Dann am verlängerten Wochenende vom 21. bis 24. März 2024. Komm doch vorbei und spiel mit!