SPIELE-SCHNACK: „Bezahltes Spielleiten“ auf DIES LUDI – Tage der Spiele 2024

Diskussion mit Karl-Heinz, Tim, Christoph, Jean-Paul (Moderation), Andi, Micha, Felix und Carsten (Protokollant)

Einführung von Karl-Heinz: Angst, dass zunehmend mehr Leute Spielleitung nur noch für Geld machen, Kinder/Jugendliche sich das nicht leisten können – hatte wie wir alle auch als Kind angefangen und hatte damals auch kein Geld gehabt um SL zu bezahlen (Carsten: Selbst fürs Kaufen von Abenteuern hatten wir damals zunächst auch kein Geld bzw. waren uns die zu teuer um dafür unser Taschengeld auszugeben).

 

Tim: RSP ist niederschwelliges Hobby wie Fussball, Befürchtung, dass der soziale Aspekt verloren geht, indem es monitarisiert wird. Wenn bezahlt, dann entsteht eine höhere Erwartungshaltung – und Anspruchshaltung.

 

Christoph: Warum sollte RSP anders sein als andere Hobbies, wo es natürlich auch Leute gibt, die sich professionalisieren. Man zahlt auch für Theater (Karl-Heinz: aber dann muss man sich entscheiden, ob Theater/Essen gehen oder RSP).

 

Micha: Bezahlung für Spielleiter, wenn niemand Zeit hat, was vorzubereiten.

 

Andi: Ist situationsabhängig; mit Freunden spielen, denen man eine Freude macht und Zeit investiert. Im Gegensatz jemand, der es professionell anbietet – der muss sich mit ganz anderen Situationen und auch Personen auseinandersetzen – auch mit schwierigen Menschen.

 

Tim: Der bezahlte SL ist dann für den Erfolg der Runde verantwortlich, weil der ja auch bezahlt wurde (sonst sind es auch die Spielenden).

 

Andi: Erfolgskontrolle – wenn es einer kommerziell anbietet – was ist denn der Erfolg? Ist sehr persönlich, was man dafür als Kriterium anwendet. Ziel als SL ist, dass ich Leute begeistern will.

 

Carsten:

  • Gegenleistung – SL mit entsprechender Vorbereitung versus Hilfe bei dem Bau eines neuen Dachs für Gartenhütte.
  • Im Kleinen Geld verlangen vgl. Mitfahren mit dem Auto oder für Bewirtung Geld verlangen – wenn das nicht einseitig ist, ist es völlig okay. Wenn das aber nur einer von beiden macht und der andere nicht, dann verletzt es das Reziprozitätsprinzip (Gegenseitigkeitsprinzip).
  • Professionelle SL in den USA - 1.000 Dollar im Gegensatz zu ...

Tim:

  • Gibt einen Mangel an Spielleitern – Leute wollen spielen und sind vielleicht auch bereit daher dafür Geld zu zahlen.
  • RSP unter Marktgesichtspunkten verändert den sozialen Aspekt.
  • Interessante Aspekte beim RSP: Lehrhafte, Therapeutische.

Andi:

  • Professioneller SL ist Anbieter, bezahlte Spieler sind Konsumenten!

Christoph:

  • Wird nicht passieren, dass das flächendeckend kommt.

Felix: Bekommst immer eine Gratifikation – auch als SL oder auf einer Con z.B. freien Eintritt – wo ist da der Unterschied zwischen einer Aufwandsentscheidung und einem Honorar?

 

Micha: Es gibt immer auch noch Hobbyfussballvereine.

Was ist Professionalität?

 

Carsten: Professionalität in zwei Dimensionen.

  • Qualität und Art der Arbeit.
  • Und von dem Geld leben können.
  • Evtl. noch dritte Dimension der Dienstleistung.

Karl-Heinz:

  • Stichpunkt Kommerzialisierung – wenn ich Geld verlangen würde für meine Runden, würde ich reich sein (scherzhaft). Bei uns wollten früher alle mal leiten – da gab es keinen Mangel an SL.
  • Professionalität im Hinsicht auf die Qualität kann sehr variieren – gibt nicht kommerzielle SL, die bessere Qualität liefern als kommerzielle SL.

Andi:

  • Nachfolgegeneration, die im Überfluss und der großen Verfügbarkeit (auch hinsichtlich von Rollenspielen) aufgewachsen sind – früher musste man vieles noch selbst machen, z.B. Karten zeichnen.
  • Wertschätzung – dafür dass sich jemand hinsetzt und was vorbereitet, Anerkennung (Tim: kann sozial oder finanziell sein).

Christoph:

  • Vor 40 Jahren – Anfang der RSP-Zeit gab wenig Kaufabenteuer (Karl-Heinz: DSA hat am Anfang gleich vier Abenteuer herausgebracht); es hat funktioniert, dass die Spielleiter selbst Abenteuer geschrieben haben. Hat das Kaufabenteuer herausbringen das Hobby kaputt gemacht?

Micha:

  • In meiner DSA-Runde waren die Kaufabenteuer teilweise schlechter und hatten mehr Aufwand zur Vorbereitung als eigene Sachen.
  • Vielleicht gab es einen Boost von Kaufabenteuern in der Corona-Zeit.
  • Ich glaube nicht, dass es das Hobby irgendwann umbringen wird.

Carsten:

  • Große Überlappung hinsichtlich der Qualität von bezahlten und nicht bezahlten SL – so lange es genügend nicht bezahlte SL gibt, die bessere Qualität als bezahlte SL anbieten, wird es nicht kommen, dass sich das flächendeckend durchsetzt.

Tim:

  • Ist der bezahlte Spielleiter ein Produkt?
  • Was ist, wenn der Spielleiter ein Künstler ist? Der da viel Arbeit rein steckt?

Andi:

  • Zeit hat sich geändert in der Anforderung.
  • Zeitlich/familiäre Bindung heute wenig Zeit – früher als Schüler viel Zeit.
  • Spiel on demand.
  • Vorbereitung ist Zeitinvestment.

Christoph:

  • Kommt vom amerikanischen Markt.
  • Wir sind in Deutschland erst am Anfang von kommerziellen SLs.

Tim:

  • Glaube auch, dass wird es irgendwann geben.
  • Gibt viele alte Männer und Fragen, die viel Geld aber wenig Zeit haben.

Carsten:

  • Ich bekomme beim Leiten so viel Soziales zurück – da müsste ich viel Geld verlangen, um das aufzuwiegen oder zu erreichen.
  • Kommerzialisierung des Hobbies gibt es auch schon in anderen Formen (Händler, Verleger).
  • Möglichkeiten der kommerziellen Spielleitung, die es bereits gibt:
    • Escape Rooms
    • Öffentliche, theaterähnliche Aufführungen
    • Große Streamer, wie Rocketbeans, Orkenspalter TV

Felix:

  • Könnte auch der bezahlte Spielleiter kommen (Andi: den es im LARP ja gibt*).
  • Wenn bezahltes Spielleiten dadurch führt, dass die Gratifikation die soziale Anerkennung, die Aufwandsentschädigung des SL größer wird (Einladung für eine Con, gratis Eintritt, Verpflegungsgutscheine, Ankündigung als „Stargast“).

Tim:

  • Sieht auch, dass es flächendeckend keinen Markt für professionelle SLs in Deutschland gibt.

Micha:

  • Mögliche Vorteile durch bezahlte SL könnten sein, dass:
    • Professionelle SL auch auf Cons Runden gratis leiten, um für sich zu werben.
    • Professionelle SL sich selbst verbessern hinsichtlich ihrer Performanz als SL und davon dann auch ihre Runde zuhause profitiert.

Karl-Heinz:

  • Runden/Slots sind kürzer geworden auf Cons! Vier Stunden ist das, was es ganz grob auf den Cons gibt (Andi: hängt mit dem Gedanken zusammen, dass das, was ich bekomme abgeschlossen ist – wenige können/mögen es, dass sie eine Kampagne spielen und länger dran bleiben).

Carsten:

  • Wenn man es professionell machen wollen würde, dann müsste man mehr verlangen als fast alle „professionellen“ SL in Deutschland! Berechnungsgrundlage ist der Bruttojahresverdienst plus 25,– Euro geteilt durch die gearbeiteten Stunden im Jahr (Jean-Paul und Carsten haben es errechnet – liegt bei etwa 30,– Euro für Angestellte) – das wäre der absolute Minimumbeitrag, den man verlangen müsste und der bei der Kalkulation höher liegen sollte, da man ja auch „Rauschen“ hat – Arbeit, die man z.B. für die Terminierung und Vorbereitung hat, die aber nicht abgerechnet werden.
  • Wenn ich für eine RSP-Runde auf einer Con Geld verlangen würde – sagen wir 100 oder 200 Euro – würde es für mich die soziale Gratifkation, die ich bekomme und den Spaß den ich habe, stark reduzieren.
  • Entscheidend auch – wenn ich mein Hobby zum Beruf mache, dann habe ich kein Hobby mehr!

Karl-Heinz:

  • Befürchtung, dass die Cons teurer werden, dass es zur Selbstverständlichkeit wird, das man (für jede Runde extra) zahlen muss.

Tim:

  • Rollenspiel hat wenig Monetarisierungsstruktur.
  • Content produzieren wird schwieriger durch KI – siehe DnD, die ihre Autoren entlassen und sich die Abenteuer durch KI schreiben lassen.

Andi:

  • In Deutschland gibt es wenig Wahrnehmung, dass Kunst einen Wert hat – gibt da wenig Anerkennung und wenig Markt.

 

(* Nachtrag Karl-Heinz: das findet so nicht statt; bezahlte Larp-SL sind selbst auf Großcons nicht üblich.)