Tage der Spiele - DIES LUDI 2024

eine Momentaufnahme von Kai Ellermann & David Staege (April 2024)

(Dieser Bericht erscheint außerdem voraussichtlich im Mai 2024 in der #667 Ausgabe des Dezentralisierten Kadaverkollektivs, dem Fachmagazin für stille und laute Subkultur.)

Donnerstag, den 21.03.2024: Schon reichlich früh am Morgen stieg ich in den SEV-Bus nach Titisee, wechselte dort in den Zug nach Freiburg und erreichte, nachdem ich zwei weitere Male umgestiegen war, gegen 11 Uhr am Mittag Karlsruhe, an dessen Hauptbahnhof David und Lea mich einsackten. Nach der Einnahme eines Mittagessens in einem eigenwilligen, aber guten thailändisch-deutschen Lokal in der Innenstadt fuhren wir mit Leas PKW, der mit reichlich Getöse daherkam, zum etwas abgelegenen "Theodor Lembert-Haus" im bayerischen Reinhartshofen bei Augsburg, in dem die bereits zum achten Male von der SpieleSchmiede veranstaltete Spieleconvention DIES LUDI nun schon zum dritten Male in Folge stattfand.

 

Lea und ich hatten in Karlsruhe unsere Freundin Vicki besucht, die wir gefühlt zehn Jahre nicht gesehen hatten. Den Plan, Kai auf dem Weg zu den DIES LUDI in Karlsruhe mitzunehmen, hatten wir schon vor mehr als einem halben Jahr ausbaldowert. Mit "Getöse" hat er übrigens nicht übertrieben: uns ist auf der Fahrt tatsächlich der Auspuff zumindest so halb abgefallen. Auf die Roststelle hatten die Mitarbeiter des Autohauses bereits vor Fahrtantritt nach Karlsruhe hingewiesen, doch "bis zum nächsten TÜV würde es noch halten". Der angepeilte Termin beim TÜV-Termin war eine Woche nach den DIES LUDI...

 

Etwa gegen 19 Uhr erreichten wir das Ziel, ein uriges zum Tagungshaus ausgebautes Bauernhaus mit diversen Räumlichkeiten auf zwei Ebenen, wurden reichlich begrüßt (Lea und David) sowie vorgestellt (meine Wenigkeit), schlüpften in unsere Hausschuhe und Badelatschen, verfrachteten unser Zeug in einem der noch nicht belegten Gemeinschaftsschlafräume im ersten Stockwerk und nahmen in der Folge unser mitgebrachtes Abendessen ein.

 

Auch wenn Reinhartshofen wirklich ab vom Schuss liegt, ist die Lage für ein entspanntes Spielewochenende ideal. Man hat seine Ruhe und wirklich das Gefühl, mal weg vom Alltag zu sein. Die Teiche und Wälder in der Umgebung laden auch immer wieder zu kleinen Spaziergängen ein, auch wenn diesmal der Bagger etwas zu sehr gewütet hatte, um die Teichufer neu zu befestigen. Und dank des vielen Regens war es sehr matschig.

 

Bevor es mit dem Spielen losging, packte ich erst einmal König Arthur und die Ritter der Tafelrunde (1990, Laurin Verlag) aus, das ich in Karlsruhe in einem Oxfam-Shop für fünf Euro ergattert hatte. Ich musste erst kontrollieren, ob das Spielmaterial komplett ist. André half mir tatkräftig beim Sortieren und Zählen der zahlreichen und fummeligen Pappmarker. Das Spiel schien komplett zu sein, ich vermute allerdings einen Zahlendreher in der Spielanleitung und muss bei Gelegenheit diesbezüglich recherchieren. Leider fand ich auf der Convention keine Zeit, mich mit den umfangreichen Regeln auseinanderzusetzen und das Spiel auszuprobieren.


Wenig später befand ich mich mit Lea, Günni, Stübi, Felix und Joe in einem Kampf auf Leben und Tod im finsteren Weltraum einer warhammer-40k-esken Welt: Invader, ein Ableger des Zombie-Skirmishers Zombicide, sorgte für reichlich kurzweilige Spannung und eine ganze Menge Action. Nach zwei Szenarien ließ meine Konzentration jedoch komplett nach und ich stieg, wie Lea und Joe, aus dem Spiel aus, während Günni, Felix und Stübi weiterzockten, um weiteren intergalaktischen Abscheulichkeiten den Garaus zu machen. Stattdessen spielte ich mit Lea Barbaria, ein von Feuerland Spiele vor drölfzig Jahren herausgebrachtes und leider vergriffenes Würfel-&-Karten-Spiel, das auf dem Con noch diverse Male zum Einsatz kommen sollte.

Später unterhielt ich mich noch bis spät in die frühen Morgenstunden mit Günni und André...


 

Barbaria hatte ich 2019 auf dem CdlS kennengelernt und später das Glück, noch ein Exemplar in einem Spieleladen in Frankfurt erstehen zu können. Das Spiel kam 2017 heraus, ist also noch keine dreizehn Jahre alt. Der Autor Peter Rustemeyer illustrierte das Spiel auch selbst gekonnt und mit viel augenzwinkerndem Humor. Barbarenfilme konnte man ja nie ganz ernst nehmen und so gibt es ein Wiedersehen mit bekannten Kerlen in Pelzunterhosen und Trägerinnen von Kettenhemdbikinis.


 

Mein Einstiegsspiel am ersten Abend war ein kooperatives Deckbuildung-Kartenspiel, in dem die Spieler einen zufällig gezogenen Großen Alten und seine Schergen vermöbeln müssen. Vom Aufbau und den Mechaniken erinnerte es mich an das fast schon klassische Thunderstone. Jean-Paul hatte das Spiel mitgebracht und uns vorgestellt. Weitere Mitspieler waren ... oh, weh! Obwohl die Belegschaft diesmal überschaubar war, kann ich mich leider nicht mehr erinnern, wer noch bei der Runde mitgespielt hatte. Das Spiel war nicht ganz so knüppelhart wie Arkham Horror (wobei der Schwierigkeitsgrad anpassbar ist) und gemeinsam konnten wir die Alten Götter erfolgreich in ihre Schranken weisen.


 

Was am weiteren Abend noch passiert ist, weiß ich nicht mehr so genau. Nein, ich hatte mich nicht betrunken, aber die lange Fahrt und die vielen Erlebnisse in Karlsruhe hatten mich etwas mitgenommen. Ich glaube, ich saß irgendwo gemütlich in der Ecke und habe mit Leuten geplaudert, bis es endlich in die Kiste ging.

Freitag, 22.03.2024: An viel Schlaf war nicht zu denken, denn man wollte ja so wenig wie nur möglich verpassen... Jedenfalls saß ich am nächsten Morgen nach dem recht ordentlichen Frühstück - es gab Brötchen, Aufschnitt, Käse, Tee, Kakao, allerlei Obst etc., was alles im eh schon ziemlich niedrigen Eintrittspreis inbegriffen war - mit Stübi, Lea und Günni am Spieltisch, um Keep The Heroes Out! zu spielen, das mich sehr an den Computerspiel-Klassiker Dungeon Keeper erinnert. In dem Spiel geht es darum, gemeinsam einen Dungeon zu managen und allerlei Helden, die sich in diesen hineinverirren, mit Hilfe von Fallen und Untergebenen ein möglichst unrühmliches Ende zu bereiten. Wir verkackten bereits im zweiten Akt grandios...

 

Eine noch bessere Brettspiel-Umsetzung von Dungeon Keeper ist Dungeon Lords (2009, unter anderem Heidelberger Spieleverlag), das Spiel mit dem Bösometer, auch wenn ich das Spiel selbst nie gespielt hatte, sondern nur zuschauen konnte/durfte. Keep The Heroes Out! hat von der Grundidee viele Gemeinsamkeiten. Man spielt die Belegschaft eines Dungeons, die ihr Zuhause vor aufdringlichen Helden beschützen muss. Was besonders positiv heraussticht: es ist in einzelne Episonden unterteilt, die eine fortlaufende Geschichte erzählen. Es fängt damit an, dass die Monster unter wechselnden Dungeonherrschern ihr Dasein fristen, bis sie im Laufe der Geschichte das Ruder selbst in die Hand nehmen und eine Monster-Genossenschaft gründen. Großartig! Ich konnte am letzten Abend auch eine Runde mitspielen (ich übernahm die Gespenster), und ja, es ist wirklich sehr gut und hat Spaß gemacht. Die Aufmachung ist mir etwas zu bunt und knuddelig geraten (kratzt etwas niedliche Manga-Optik an), aber sie passt trozdem gut zur Geschichte. Die stilisiertern Holzfiguren sehen für meinen Geschmack gut aus.

 

Später saß ich mit Spielleiter Rudi sowie Felix, Stübi und Lea in dem als Kaschemme bezeichneten Spielzimmer und übernahm die Rolle des Abenteurers Harry Fitzroy in dem What-If-60s-Rollenspiel The Troubleshooters, das eine Umsetzung klassischer frankobelgischer Comics darstellt. Rollenspiel, Baby! Das Szenario, das sich um verschwundene oder ermordete Menschen, verschwundenes Gold und ganz viel Naturleben drehte, hatte Rudi selbst geschrieben. Wir verbrachten ein paar recht spaßige Stunden...

 

Mit Joe und Ente spielte ich eine Runde Roll Player, eine Art Fantasy-Kniffel, das ich 2023 auf dem CdlS kennengelernt und Gefallen daran gefunden hatte. (Ich muss zugeben, dass mir Kombinationsspiele aus Würfel- und Kartenspielen (wie z.B. Barbaria, aber auch Roll for Adventure) in letzter Zeit überhaupt sehr gefallen.) Das Spiel behandelt die Erschaffung einer klassischen Fantasy-Heldenfigur. Rasse, Herkunft und Klasse werden ausgewählt und durch etwas Glück im Würfeln und geschicktes Kombinieren muss man die Vorgaben so gut wie möglich erfüllen, um am Ende (ausgefüllter Heldenbogen) die meisten Siegpunkte einzuheimsen. Was sich etwas trocken und langweilig anhört (ich war auf dem ersten Blick auch nicht davon überzeugt), macht tatsächlich viel Spaß. Es passieren viele unerwartete und spannende Dinge. Leider gibt es kein Regelsystem, um mit dem frisch erstellten Helden in ein Abenteuer zu ziehen. Aber warum auch, das Aufwachsensehen eines Helden ist auch schon ein kleines Abenteuer.

 

In den späteren Abendstunden nahm ich am ersten sogenannten, von Co-Veranstalter Kalle moderierten Spiele-Schnack teil, das den Titel "Gehirnstum über den Knochenhügeln" trug. Mr. Schnutenbach schreibt gerade an einem neuen Abenteuer, "Furcht und Finsternis", und gab uns Teilnehmenden die Gelegenheit, am Schaffungsprozess teilzuhaben. War spaßig! Wobei wir zwischenzeitlich auch ein wenig über Pen-&-Paper-Rollenspiel-Fanzines fachsimpelten.

Nächtliche Gespräche mit Felix und Co-Veranstalter Ralf ließen den Tag bzw. die sehr kurze Nacht adäquat ausklingen.

 

Günther hatte das monströse Brettspiel Hegemony (2023, Hegemonic Project Games) mitgebracht und bot eine Runde an. Er hatte auf den vergangenen DIES LUDI davon erzählt, mein Interesse war also schon im Vorfeld geweckt. Das Spiel ist eine Simulation des heutigen "Klassenkampfes". Jeder Spieler übernimmt eine der vier Gruppierungen Proletariat, Mittelschicht, Kapitalisten und Politik. Durch geschicktes Erwerben von Ressourcen, Verteilen seiner Arbeitskräfte und Einflussnahme in die Politk erwirbt man Siegpunkte. Jede Gruppe spielt sich dabei komplett anders. Ich hatte vermutet, dass das Setting polemisch sei: die Kapitalisten sind die Bösen, die Proletatier die Guten usw. Tatsächlich war diese Annahme falsch, auch wenn manche Karten durchaus dramatische Ereignisse behandeln. Was ich bemerkenswert fand: die Verkettung der einzelnen Schichten untereinander wird sehr gut dargestellt. Kapitalisten brauchen die Arbeitskräfte von den anderen Spielern, die Proletatier müssen Ressourcen von den Kapitalisten erwerben, um ihren Arbeitskräften bessere Bildung und Aufstiegschancen zu ermöglichen. Und die Mittelschicht agiert irgendwo dazwischen, da sie sowohl Unternehmen (Konkurenz zu den Kapitalisten) wie auch Arbeitskräfte (Konkurrenz zu den Proletariern) stellt. Möglichkeiten, sich von den anderen Gruppen unabhängiger zu machen, gibt es auch (Genossenschaften, automatische Fertigungsanlagen), allerdings werden dadurch Ressourcenströme gestört, man kann sich damit also leicht selbst ins Knie schießen. Das Spiel hat durchaus einen gewissen pädagogischen Wert und wäre vielleicht auch für den Schulunterricht gut geeingete, wobei ich dann wieder bezweifle, ob ein Brettspiel mit hunderten Klötzchen und mehren  Stunden Spielzeit sehr anziehend auf junge Menschen wirkt. Jedenfalls erscheint das Spiel trotz dickem Regelbuch, viel Spielmaterial und vielen Optionen nicht zu kompliziert, sondern eher logisch und gut durchdacht.

 

 

Leider war ich mit meinen gebeutelten Arbeitern Schlusslicht, Günther mit den Kapitalisten zweiter und André mit der Mittelschicht überraschend erster. Leider entfiel in der Version mit drei Spielern die Politik, die als regulierende Gruppe agiert. Vielleicht können wir eine Viererrunde in Zukunft mal nachholen?


Samstag, 23.03.2024: Bereits kurz nach dem Frühstück fuhr ich mit Ralf zum Bahnhof nach Bobingen, wo wir Carsten einsackten und anschließend mit diesem einkaufen gingen. Den zweiten von Kalle moderierte Spiele-Schnack, "Bezahltes Spielleiten - Untergang des Hobbys oder gehypter Heilsbringer", ersparte ich mir, da ich das Thema weit weniger problematisch sehe als diverse Teilnehmer; die Gesprächsrunde soll laut Augenzeugen jedenfalls recht emotional bestritten worden sein (ein von Carsten erstelltes Protokoll findet sich auf der Seite des DIES LUDI).

Anschließend spielte ich mit David eine Art Schach-Derivat. Er kann, da es sein Spiel ist, besser erläutern, um was es bei diesem geht. Nur soviel: Ich habe in nicht einmal 15 Minuten kläglich versagt. ;)

 

Bei dem Spiel handelte es sich um Tschach! (auch bekannt als Knightmare Chess, 1994, diverse Verlage), eine spaßige Erweiterung von Schach durch Spielkarten, die den Figuren Sonderzüge (Billiard: vom Spielfeldrand abprallen) oder tödliche Extras (Laserstrahl: vernichtet auf einer Linie alle Figuren). Für Schach-Puristen bestimmt nichts, aber ich mag diese Albernheit und die lustigen Comic-Zeichnungen auf den Karten.


 

Später saß ich mit Kalle als Spielleiter sowie Joe, Felix und Ente erneut in der Kaschemme am Spieltisch und spielte eines von Kalles Warhammer-FRPG-Frühwerken. Ich spoilere hier mal nicht, da der eine oder die andere das Szenario vielleicht noch spielen möchte. Nur eines: Geil war's!

 

Anschließend hätten Felix und ich in Co-Veranstalter Christophs Hexen-1733-Runde mitzocken sollen. Leider kam es dazu nicht. Das mag damit zusammenhängen, dass ein Teil der Con-Belegschaft das von der Metzgerei Rieger aus Großaitingen bereitgestellte sowie von Ente besorgte Gericht - Schweine- und Rinderbraten mit reichlich Soße und Spätzle in allerfeinster Fleischereiqualität - nicht allen zusagte und somit anderweitig Essen geordert wurde, welches dann tatsächlich etwa eine Stunde später geliefert wurde. Jedenfalls wurde es Christoph dann zu spät, was mir persönlich außerordentlich leid tat. Aber so, wie es aussieht, bin ich dann wohl einer der Spieler in Christophs erster Hexen-1733-Runde auf dem diesjährigen Con der langen Schatten.

 

Ich versuchte mich in einer Runde Rock'n Rodeo (2014, Mantikore Verlag). Mit dabei waren Günther (der das Spiel erklärte), meine Frau Lea und Joe. Es handelt sich dabei um einen Festival-Manager, der sich mit alternativen Rock Genres (Metal, Punk, Gothic, Hippies etc.) und ihren Klischees beschäftigt. Bands müssen für das eigene Festival angeworben, den Besuchern genug Campingmöglichkeiten zur Verfügung gestellt sowie die Verpflegung und Hygiene sichergestellt werden. Zufriedene Fans geben Punkte, die in der Endwertung über das beliebteste Festival entscheiden. Es gibt putzige Comiczeichnungen und jede Menge Anspielungen (wer schon einmal auf einem Rock Festival war, wird sich in diesem Spiel wiederfinden). Das Spiel ist eigentlich nett, aber die Campingplatz-Regeln waren mir zu kompliziert. Bestimmte Fans wollen keine Leute aus anderen Gruppierungen als Nachbarn haben - und so es kommt zu Zoff und somit zu weniger Punkten. Meine Aufmerksamkeit war durch Schlafprobleme eh schon etwas angegriffen und ich konnte dem Spiel nur noch mit Mühe folgen. Ich war auch wieder Schlusslicht: mein Festival war komplett im Müll versunken.


 

Im Warhammer-Nachgang bot Ente eine Runde Tales Of Equestria an - und war dann für unbestimmte Zeit verschwunden. Von daher ließen Lea und ich zu, dass Rudi unsere Runde kaperte und wir stattdessen sein Homebrew-Rollenspiel Division X, das sich u. a. an die Mystery-Serie Akte X anlehnt, in Angriff nahmen. Der später dazustoßende Ente war durchaus bereit, mitzuzocken, nachdem wir ihm gebeichtet hatten, dass wir uns von Rudi haben abwerben lassen, nur um festzustellen, dass er das D'X-Abenteuer bereits auf einem vergangenen Convention gespielt zu haben schien. Scheiße geschieht aber auch! :( Na ja, auf dem Con der langen Schatten, Ente, sehen wir uns wieder und lassen die Hufe klackern.

Bis zum frühen Morgen saß ich mit Ralf zusammen und kam daher wieder viel zu spät ins Bett.

 

Mit Bianka, ihren beiden Söhnen und mir gab es noch eine Runde des oldschooligen Verliesspiels Escape the Dark Castle (2017, Themborne Ltd.), das den Jungs (für mich) überraschend viel Spaß gemacht hatte, obwohl wir alle erbärmlich versagt haben. Ebenso viel Vergnügen verbreitete die anschließende Runde Drachenhort (1985, Schmidt Spiele), noch mehr odschooliges knüppelhartes Dungeon Crawling, Bianka war bereits nach dem ersten Plättchen in einer Fallgrube tödlich verunglückt, was bei uns allen für viel Gelächter gesorgt hat. Ich muss mich in diesem Zusammenhang an den CdlS 2023 erinnern, als ich Günther und André das originale englische Dungeon Quest vorstellte, das ebenso viel Belustigung hervorrief. Die beiden konnten nicht glauben, dass man damals so gnadenlos schwierige Spiele gemacht hatte.

 

 

Irgendwann zur späten Stunde spielte ich mit Günther, André und noch ein paar Leuten das locker flockige Kartenspiel Black Hole Buccaneers (2023, Pegasus). Die Idee dahinter ist etwas schräg: Im Umkreis des Ereignishorizonts eines schwarzen Loches schweben allerlei popkulturelle Artefakte im All herum, die die Spieler einsammeln sollen. Die Gegenstände haben verschiedene Gewichte und ab einer bestimmten Summe verliert man seine Sammlung an das schwarze Loch. Die Anziehungskraft des Loches kann sich im Laufe des Spieles sowohl nach oben und nach unten ändern. Ein wenig erinnerte mich das Spiel an Black Jack. Definitiv ein einfaches und kurzweiliges Spiel für Zocker.

Sonntag, 24.03.2024: Ich schlief tatsächlich etwas länger als an den vorangegangenen Tagen. Das Schlafdefizit sollte sich noch am nächsten Abend bemerkbar machen; vor Ort war ich aber flugs aus dem Bett im Gemeinschaftsraum und verzehrte meine letzte Ration Kibble ;).

Nach dem Frühstück spielte ich mit David ein weiteres schachartiges Spiel, das ich trotz fehlender Vorbereitung ausnahmsweise gewann. David kann das besser erläutern und auch das Spiel nennen. Ich möchte das Spiel gerne erneut zocken, auch wenn ich an dem Tag der Abreise eher abgeneigt war. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, David...

 

Bei dem Schach-Derivat handelt es sich um Onitama (2014, Pegasus). Jeder der zwei Spieler kontrolliert einen Kampfkunst-Großmeister und seine Schüler und versucht, den gegnerischen Meister auf dem kleinen Schachbrett (5x5 Felder) zu schlagen. Was das Spiel noch von Schach unterscheidet, sind die zufällig gezogenen Spielkarten, die den Spielern kunstvolle Kampfkunstechniken verleihen. Dabei liegen alle Karten offen und jeder Zug will wie bei Schach gut durchdacht sein. Ich spiele mit Kai nun schon seit fast zwei Jahre Online-Schach und wollte deshalb unbedingt Onitama mit ihm ausprobieren.

 

Was meine Abreise angeht: André war so freundlich, Carsten und mich mit dem PKW nach Würzburg zu nehmen. Vom dortigen Hauptbahnhof aus ging es für mich über Heilbronn, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg nach Hause, wo ich gegen 0 Uhr ankam.

 

Ach ja: Von der zuvor angepeilten "Bring & Buy"-Aktion habe ich recht wenig mitbekommen. Lediglich Co-Veranstalter Jean-Paul, der aber überhaupt kein Französisch spricht, wollte mir zwischen Tür und Angel etwas verkaufen. Ich vermute, es war ein Ladenhüterspiel, aber sicher bin ich mir da beileibe nicht.

Bei dem "Ladenhüterspiel" handelt es sich um Rock'n Rodeo und Jean-Paul versuchte es mir auch anzudrehen. Was Bring & Buy angeht: tatsächlich befindet sich der immer auf einem Tisch oder zumindest auf einem Stuhl gestapelt. Diesmal war er sehr unscheinbar, da wenig angeboten wurde. An Karl-Heinz: vielleicht könnte man für die Zukunft die Angebote für Bring & Buy mit in den Newsletter übernehmen.

 

Die Heimfahrt mit unserem kaputten Auspuff verlief mit viel Zähne- und Auspuffklappern, aber wir hatten es heile geschafft, ohne dass uns das Ding abgefallen ist. Inzwischen haben wir wieder einen frischen Auspuff und so steht der Tour zum CdlS im November (was das angeht) nichts mehr im Weg.

 

Mein Fazit: Obgleich ich für gewöhnlich einzelne oder wenige Menschen auf einmal mag, aber größere Versammlungen (ausgenommen Musikveranstaltungen) lieber meide, hatte ich mich vorab dennoch von David und Lea dazu überreden lassen, mit zu den DIES LUDI, den Tagen der Spiele, zu kommen. Und von einigen wenigen Stimmungsdämpfern abgesehen, die keineswegs dem Veranstaltungsteam zur Last gelegt werden können, waren diese Tage für mich eine ziemliche Bereicherung und haben mannigfaltige Eindrücke hinterlassen. Man hat gespielt, geklönt, gepichelt, gelabert und viel zu wenig geschlafen. ;) Preislich ist die Veranstaltung ungeschlagen (via Frühbuchung inklusive Frühstück 50 Euro, aber auch per Spätbuchung unwesentlich teurer). Die Parkplatzsituation ist nicht wirklich gut, aber das ist dann halt so. Es haben auch diverse Angemeldete kurzfristig abgesagt, was natürlich ärgerlich ist. Vielleicht ist die Veranstaltung für diverse Leute einfach zu günstig; einige Zu-Spät-Entscheider sind definitiv gearscht deswegen...

Leider wird es 2025 keine DIES LUDI geben, da laut Homepage aufgrund von "Ermüdungs- sowie Abnutzungserscheinungen" erst einmal die Luft raus ist. Schade, aber durchaus verständlich.

 

Soweit ich weiß, sollen die DIES LUDI erst einmal nur pausieren, da Karl-Heinz im nächsten Jahr im März ein Live-Rollenspiel veranstalten will. Ich hatte in diesem Jahr leider an keiner Rollenspielrunde teilgenommen, sondern war nur mit Brett- und Kartenspielen beschäftigt. Das lag einerseits an der kleineren Belegschaft und dem somit kleineren Angebot, aber auch an meiner berühmten Unentschlossenheit. Vielleicht hatten mich aber auch die mitgebrachten Brettspiele optisch mehr angesprochen. DIES LUDI und CdlS sind immer gute Gelegenheiten, neue Spiele  kennenzulernen. Gerade was exotischere Spiele angeht, die man üblicherweise nicht im Laden (ja, ich bestelle tatsächlich nicht alles im Internet) finden kann, z.B. die sogenannten Crowdfunding-Spiele. Wobei ich dem System auch etwas kritisch gegenüberstehe: Wenn die Spiele nicht mit tonnenweise Plastikminiaturen und anderem ressourcenfressendem Schnickschack angeboten werden, ziehen sie keine Unterstützer an. Diesmal war wieder so ein Ungetüm dabei: eine Brettspielumsetzung des "Querdenker"-Filmes They Live. Mit Sonnenbrille, Pseudo-VHS und anderen optisch aufwendigen Extras, um die Fans des Spiel anzufixen. Natürlich spricht mich (ebenfalls Fan des Filmes) so etwas auch an. Und ich bin in meinen Interessen (Comics, Kunst und Filme) auch eher optisch orientiert. Trotzdem: Müssen Spiele heutzutage immer in solchen Materialschlachten ausarten? Entsteht daraus notwendigerweise ein gutes Spiel? Leider war auf der Con keine Gelegenheit, das Spiel auszuprobieren. Aber vielleicht ergibt sich auf dem CdlS dazu eine erneute Gelegenheit? Kommt vorbei und findet es heraus!
Spielecons waren bisher auch gute Gelegenheiten, Eigenkreationen oder Spiele, die sich noch in der Entwicklung befinden, auszuprobieren. Diesmal gab es leider kein Angebot, sieht man einmal von Divison X ab (oder habe ich etwas übersehen?). Aber hey, vielleicht habt IHR ja eine Spielidee in der Schublade, die ihr schon immer mal in größerer Runde vorstellen wolltet? Traut euch und kommt vorbei! Ob DIES LUDI oder CdlS, es wird sich bestimmt eine Gelegenheit dafür anbieten.

Korrektur: Kai Ellermann, Stephi Ellermann

Illustrationen: David Staege

 

Links:

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